Full-Service vs. Spezialagentur: Was passt wirklich zu Euch?
„Wir brauchen eine Agentur“ ist schnell gesagt. Die eigentliche Frage lautet: Braucht Ihr einen Partner, der alles orchestriert oder gezielte Verstärkung in einzelnen Disziplinen? Zwischen Full-Service und Spezialagentur gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt Kontext. Genau den beleuchten wir hier ohne Ideologie, mit Blick auf Euer Vorhaben, Eure Organisation und die Risiken, die Ihr wirklich managen müsst.
Was Full-Service in der Praxis bedeutet
Full-Service heißt nicht „wir können alles“, sondern: Strategie, UX/UI, Content, Technik, SEO/Performance und Analytics greifen ineinander, mit einer klaren Projektführung, die Roadmap, Qualität und Abnahmen verantwortet. Für Euch fühlt sich das an wie ein eingespieltes Produkt- oder Projektteam, das mit Euch arbeitet statt nur für Euch. Relevanz entsteht, weil Entscheidungen disziplinübergreifend getroffen werden: Ein Design-Impact hat Performance-Konsequenzen; eine Content-Entscheidung hat CMS-Implikationen; ein Feature beeinflusst Tracking und KPIs. In diesem Modus kommt Tempo aus Klarheit – kurze Wege, weniger Übergaben, einheitliche Standards für QA, Accessibility und Sicherheit.
Natürlich hat Full-Service auch einen Preis: Breite kann Tiefe begrenzen. In sehr spitzen Themen, wie Accessibility auf Behördenniveau, Server-Side-Tracking in komplexen Datenlandschaften, CRO-Programme mit Experiment-Roadmaps, werdet Ihr oft zusätzliche Spezialisten andocken wollen. Wichtig ist, dass die Lead-Agentur genau das unterstützt: Kooperation statt Silodenken.
Worin Spezialagenturen glänzen
Spezialisten leben für die Tiefe: technisch, methodisch, operativ. Sie sind stark, wenn Ihr konkret Wirkung in einem Feld braucht: SEO-Turnaround, Core-Web-Vitals, komplexe Headless-Integrationen, Research-Programme, Brand-Refresh oder Social-Formate mit Creator-Ökosystem. Ihr Vorteil ist der Fokus und die spürbare Lernkurve, die Ihr Euch spart. Gleichzeitig wächst mit jedem weiteren Partner der Schnittstellenaufwand: Priorisierung, Freigaben, Tooling-Hygiene, Abhängigkeiten. Wer die Koordination unterschätzt, verliert Geschwindigkeit – nicht wegen Inkompetenz, sondern wegen Reibung.
Warum Hybrid so oft die beste Antwort ist
Die meisten erfolgreichen Setups sind hybrid: Eine Lead-Agentur hält Programm, Roadmap und Qualität zusammen; Spezialisten liefern Tiefe, wo sie den Unterschied macht. So verbindet Ihr Planbarkeit (ein Gesicht, ein Takt, gemeinsame Standards) mit Exzellenz in kritischen Streams. Entscheidend ist die Klammer: gemeinsame Artefakte (Backlog, Definition of Done, Teststrategie), einheitliches Ticketing und klare Rollen, wer priorisiert, wer entscheidet, wer verantwortet Wirkung.

Woran Ihr die Entscheidung festmacht
Beginnt bei Zielen und Risiken. Wenn ein harte Deadline droht (Abschaltung Alt-System, Compliance-Frist), viele Schnittstellen im Spiel sind (CMS/DXP, Shop, PIM, DAM, CRM, Consent) und intern noch keine starke Produktrolle verankert ist, spricht vieles für eine Full-Service-Lead. Sind Eure Ziele disziplinär eng und Euer Inhouse-Team stabil, sind Spezialisten oft die direkte Abkürzung. Achtet außerdem auf Branchenfit: Regulierte Umfelder wie Healthcare, Finance oder der öffentliche Sektor verlangen Erfahrung mit Accessibility, Security und Vergabeprozessen und das unabhängig von der Agenturform.
Kurzform zur Orientierung:
End-to-End mit vielen Abhängigkeiten? Eher Full-Service als Lead, Spezialisten gezielt andocken
Gezielte Wirkung in einem Feld? Eher Spezialagentur, Governance intern oder via Lead klären
Wenig interne Kapazität für Steuerung? Full-Service reduziert Koordinationslast spürbar
Häufige Missverständnisse – und was wirklich zählt
„Full-Service ist immer teurer.“ — Nicht zwingend. Koordination kostet, aber Fragmentierung auch: Übergaben, Doppelarbeiten, Wartezeiten. Zählt Ergebnis pro Euro, nicht Tagessätze.
„Spezialisten liefern automatisch mehr Wirkung.“ — Nur, wenn Zielbild, Datenlage und Entscheidungswege sitzen. Ohne Produktsteuerung versanden selbst Top-Entwicklungen.
„Eine Agentur deckt wirklich alles ab.“ — Realistisch ist ein Lead-Team mit verlässlichen Partnern. Das ist kein Mangel, sondern Professionalität.
Drei Szenarien aus der Praxis
Headless-Relaunch unter Zeitdruck
Eine Digitalagentur führt durch Discovery, Architektur, UX und Build. Parallel arbeiten ein SEO-Team an IA und interner Verlinkung sowie Analytics an Server-Side-Tracking und Dashboards. Go-live gelingt, weil die Lead-Agentur Risiken früh sichtbar macht und Entscheidungen einfängt, statt sie zu vertagen.
Wachstum aus bestehender Plattform
Euer Setup steht, aber Conversion und Content skalieren nicht. Eine Conversion Rate Optimierungs/Analytics-Boutique setzt Hypothesen, Testdesign und Messung auf; eine Content-Agentur liefert Formate, die wirken. Die Priorisierung liegt bei Euch, Spezialisten docken an Eure Produkt- oder Projektführung an.
Öffentlicher Sektor mit hohen Auflagen
Eine erfahrene Lead-Agentur verantwortet Accessibility nach BITV, Security und Vergabe-Compliance. Sprachdienstleister und Search-Spezialisten ergänzen. Der Unterschied macht die Governance: klare Abnahmen, Prüfpfade, dokumentierte Entscheidungen.
Zusammenarbeit und Vertrag: so bleibt Ihr steuerbar
Egal welche Route Ihr wählt, die Spielregeln entscheiden über Qualität:
Working Agreements (Kommunikation, Reaktionszeiten, Eskalation),
klare Verantwortlichkeiten (wer priorisiert, wer gibt frei), Definition of Done/Ready,
und eine leichte Change-Mechanik, die Wirkung, Aufwand und Terminfolgen bewertet,
statt spontane Wünsche „irgendwie“ zu verbauen.
Beim Vertrag haben sich hybride Modelle bewährt:
ein Festpreis für klar umrissene Pakete (z. B. Discovery, Architektur, MVP-Scope),
Time & Material für Lernphasen und
Retainer für Betrieb und Weiterentwicklung.
So bleibt Ihr planbar, ohne Euch die Hände zu binden.
Die Wahl ist weniger ein Entweder-Oder als eine Architektur der Zusammenarbeit. Full-Service bringt Ordnung und Takt; Spezialagenturen bringen Tiefe. Was zählt, ist die Passgenauigkeit zu Euren Zielen, Eurem Reifegrad und Eurem Risiko. Wenn Ihr die Klammer sauber setzt, wird aus Kategorienvielfalt eine Shortlist, die wirklich zu Euch passt.
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