Wenn’s knirscht – Erste Hilfe in Agenturprojekten

Es läuft nicht rund. Termine wackeln, Ergebnisse überzeugen nicht, die Stimmung kippt und plötzlich steht die Zusammenarbeit mit der Agentur auf der Kippe. Bevor Ihr in Aktionismus oder Schuldzuweisungen verfallt, hilft diese Checkliste, strukturiert zu reagieren und die Situation wieder in den Griff zu bekommen.

1. Lage erfassen – was ist eigentlich das Problem?

  • Symptome sammeln: Woran merkt Ihr, dass das Projekt stockt? (Zeit, Qualität, Kommunikation, Kosten …)

  • Zwischen Wahrnehmung und Fakten unterscheiden

  • Statusberichte, Mails oder Protokolle durchsehen – wo genau hakt es?

  • Betroffene Personen befragen, um ein vollständiges Bild zu bekommen

  • Kurz dokumentieren, wann und wie oft Probleme auftraten

Ziel: Objektivität schaffen, bevor Emotionen die Regie übernehmen.

2. Kommunikation klären (miteinander, nicht übereinander reden)

  • Erst intern abstimmen, bevor Ihr die Agentur kontaktiert

  • Offenes, sachliches Gespräch mit der Agentur ansetzen – möglichst zeitnah

  • Probleme konkret benennen („In Sprint 3 wurden 4 Stories nicht umgesetzt“) statt pauschal („Ihr liefert nicht“)

  • Die Sicht der Agentur anhören, manchmal liegen Ursachen außerhalb ihrer Kontrolle

  • Kommunikationsrhythmus neu festlegen, wenn Missverständnisse häufig sind

Ziel: Vertrauen wiederherstellen und Missverständnisse ausräumen.

3. Verantwortlichkeiten prüfen (wer entscheidet was?)

  • Rollen und Zuständigkeiten auf beiden Seiten prüfen – sind sie noch klar?

  • Ansprechpartner und Entscheidungswege ggf. aktualisieren

  • Prüfen, ob zu viele Stimmen Feedback geben oder zu wenige Verantwortung übernehmen

  • Wenn nötig: Projektsteuerung oder Moderation temporär neu besetzen

Ziel: Entscheidungsfähigkeit und Klarheit wiederherstellen.

4. Projektstatus stabilisieren

  • Aktuellen Stand und offenen Aufgaben gemeinsam priorisieren

  • Engpass identifizieren: Fehlt Know-how, Zeit, Budget oder Klarheit?

  • Vereinbart kurzfristige Quick Wins, um Fortschritt sichtbar zu machen

  • Neue Meilensteine realistisch anpassen – lieber ehrlich verschieben als schönreden

  • Dokumentiert die neue Planung und teilt sie mit allen Beteiligten

Ziel: Struktur zurückbringen und Momentum aufbauen.

5. Vertrauen wieder aufbauen

  • Feedback auf Augenhöhe geben, ohne Vorwürfe, aber klar

  • Anerkennen, was bisher gut gelaufen ist (auch wenn es wenig scheint)

  • Wiederkehrende Pain Points offen ansprechen, nicht aufstauen

  • Fokus auf Lösung, nicht auf Schuld – „Was machen wir jetzt?“ statt „Wer wars?“

  • Kommunikationsstil überprüfen: zu fordernd, zu vage oder zu selten?

Ziel: Beziehungsebene reparieren, damit Zusammenarbeit wieder möglich ist.

6. Wenn’s nicht mehr geht, kontrolliert neu starten

  • Interne Entscheidung treffen: Weiter mit der Agentur oder Wechsel prüfen?

  • Offene Leistungen und Zahlungen prüfen, bevor neue Aufträge vergeben werden

  • Wissenstransfer und Übergabe planen (Daten, Code, Dokumentation)

  • Lessons Learned dokumentieren – was lief schief, was lernen wir daraus?

  • Falls nötig: externe Moderation oder Projektrettung durch Dritte in Betracht ziehen

Ziel: Geordnet handeln statt impulsiv abbrechen.

Wenn's knirscht, liegt die Lösung selten im Alleingang. Wer systematisch analysiert, ruhig kommuniziert und Verantwortung teilt, kann fast jedes Projekt wieder stabilisieren oder zumindest sauber abschließen. Diese Checkliste hilft Euch, genau das zu tun.

Vielleicht ist es auch noch gar nicht so gravierend, Ihr habt aber ein komisches Gefühl, dann werft einen Blick auf unsere "Frühwarnzeichen-Checkliste".